Freitag, 11. September 2015

Vorschau: Drohnenflugtag am 19. September 2015

Am Samstag 19. September versammeln sich von 12 -18 Uhr Flugwillige mit Drohnen und Kamera auf Noseland.
In mehreren Überflügen soll möglichst viel Fernerkundungsmaterial (Bild, Video, Ton) von Noseland und seiner Positionierung im internationalen Kontext aufgenommen werden.
Kopien der Daten werden Mario Purkathofer zur Verfügung gestellt, der sie für seine Arbeit im Rahmen des Vermessungsjahres verwenden darf.

Mittwoch, 9. September 2015

Vermessungsgeschichte 9: Die Cassini-Karten

Louis XV. unterstützte das erste systematische Kartenwerk einer Nation durch die Familie Cassini, wobei er letztlich vor allem eine neuen fiskalische Orientierung anstrebte. Das Projekt dauerte mehrere Generationen und ergab 182 Blätter, die aneinandergehängt rund elfeinhalb Meter im Quadrat ergeben.
Systematik der Cassinikarten (Quelle: Wikipedia)
Das Video bei Mit offenen Karten beschreibt die Geschichte der Cassinikarten, welche als besonders schön und präzise gelten.
1966 gründete Colbert die Königliche Akademie der Wissenschaften um 'Dinge, die noch niemand sah und Gedanken, auf die noch niemand kam' zu erforschen. Noch unter Ludwig XIV. wurde eine königliche Sternwarte gebaut, welche dazu diente, den Meridian festzulegen, den Erdumfang und die Längengrade zu berechnen. Jean Picard erfand die Triangulation, welche eine neue Dimension der Genauigkeit von Karten ermöglichte.
Triangulation anno 1667 (Quelle: Wikipedia)
Diese genauere Vermessung ergab dann, dass Frankreichs Küsten massiv zurückwichen im Vergleich zu den alten Karten, wodurch Frankreich scheinbar kleiner wurden und Ludwig XV. meinte, nicht mal seine Feinde hätten ihm so viel Gebiet abgerungen wie die Kartographie.
In Folge der Revolution wurde die Akademie aufgelöst.


Dienstag, 8. September 2015

Oliver Krähenbühl 1

Oliver Krähenbühl hat uns aus London seine Projektskizze geschickt:
 
Noseland Vermessungs Jahr 2015
Ich will von der Vernissage am 6. Dezember 14 Uhr, über einen Geo-Satelliten, ein Live-Bild von Noseland machen (lassen).
So fantastisch dieses Vorhaben klingt, der technische Teil ist der einfachste. Es gibt Dienstleister die genau dies anbieten. Nebst Wetter Glück, es darf zu der Zeit keine oder wenigsten kaum Wolken haben, ist es vor allem ein finanzielles Problem. Ich will versuchen eine dieser Firmen für mein Projekt zu gewinnen.
Ab da wird es Künstlerisch interessant. Diese Dienstleister arbeiten, auch wenn sie private Firmen sind, in diesem Bereich vor allem für Regierungen und internationale Konzerne. Unsere Umgebung wir Vermessen, ausgewertet beurteilt und oft einfach überwacht. Mit den nötigen finanziellen Mittel ist es jeder Interessensgruppe möglich ein auf 50cm genau aufgelöstes Bild eines bestimmten Ortes zu bekommen. Wenn gewünscht Fotografisch, Topographisch, mit Infrarot oder nach Bodenschätzen aufbereitet.
Die mobilen Map’s wie Google Earth und Tom-Tom Geräten haben unseren Umgang mit Karten in kürzester Zeit total verändert. Keine Massstabsumrechnung und keine “alte“ Karten mehr, kaum einer mehr der nach dem Weg frägt. Orientierung ist nun jederzeit, aktuell verfügbar und wo man sich genau befindet, wird mit einem blauen Punkt bezeichnet. Ob im Hinterland von Thailand oder in einer Schweizer.
Unsere Vorstellung der Welt, unsere Wahrnehmung und damit auch unsere Selbstwahrnehmung wird immer mehr von elektronischen Bildern beeinflusst. Zum Teil sogar bestimmt. Von Bildern auf die wir keinen Einfluss haben, die wir auch nicht auf ihre Echtheit und ihren Wahrheitsgehalt überprüfen können. Das Bild von der Erde, die uns Programme wie Google Earth anbieten, sind durch x Logorhythmen (Berechnungsprogramme) gelaufen, bis sie so aussehen dass wir ihnen die „Wirklichkeit“ glauben.
Damit Karten Ausschnitte ein- und ausgezoomt werden können müssen sie, je nach Ausschnittgrösse, mit einem anderen Objektiv aufgenommen werden. Deshalb kommen die Daten bereits von verschiedenen Geo-Satelliten. Ältere Satelliten liefern grosse Übersichten neuer hochaufgelöste Detailaufnahmen. Die Welt-Sicht wird aus einer unglaublichen grossen Datenbank von Bildern zusammen gepuzzelt. Rechteck für Rechteck. Die einen Aufnahmen wurden im Winter die anderen im Sommer aufgenommen. Einmal war das Feld frisch gepflügt ein anderes Mal blühte der Raps gelb.
Hochkomplexe Computerprogramme analysieren das Bildmaterial, setzen die Teile zusammen, berücksichtigen, dass eine Schnee bedeckte Landschaft nicht neben das grün des Sommers kommt. Eliminiert Wolken, plausibilisiert die Farben, schärft nach, erhöht den Kontrast und passt Struktur und Farbe an. In den Grossstädten wir darauf geachtet, dass der Schatten der Gebäude immer links oben steh, da erwarten wir ihn, und nie ein Nachbargebäude verdeckt.
Dem Endprodukt, dass kaum noch was mit dem ursprünglichen Bildmaterial zu tun hat, glauben wir.
Karten waren schon immer Abbildung von Vorstellungen. Am deutlichsten an den Rändern, da wo die Welt aufhört, die Scheibe zu Ende ist, die Monster sind, die Unterwelt beginnt. Karten sind auch Ausdruck von Macht, der Ausdehnung des Einflussbereichs, in der Mitte der Karte, das Zentrum (Europa) der selbst Wahrnehmung.
Die Pfalz von oben, gut zu erkennen Hüttenkunst: der schwarze Fleck untere rechte Hausecke nach unten, ein Beispiel, wie temporäre Bauwerke durch Satelliten erfasst werden (eventuell an der oberen linken Hausecke am Strassenrand immer noch die alte Badewanne, die vor ca. 2 Jahren dort stand, doch nun schon lange weg ist...) (Quelle: googlemaps)


Montag, 7. September 2015

Vorschau: Opening Day Kurt F. Hunkeler

Kurt F. Hunkeler eröffnet am Sonntag, 20. September um 14 Uhr offiziell seine Arbeit auf Noseland. Er wird durch das Vermessungsjahr immer wieder live malen, aquarellieren, interpretieren...
Aus internen Quellen weiss die Redaktion, dass nicht mehr mit der Ausführung der ursprünglichen Skizze zu rechnen ist. Allerdings soll der Titel 'Vermessungsaltar' weiterhin gültig sein!

Doch wie finde ich Noseland?
Apéro vorhanden...

Samstag, 5. September 2015

Vermessungsgeschichte 8: Der Kremeratlas

Den Kremeratlas kennen natürlich nur Eingeweihte, doch wenn wir verraten, dass sich der Kremer später Mercator nannte, dann klingelts vielleicht dem einen oder anderen in den Ohren beim Mercatoratlas.
Im Video Die erste Europakarte erfahren wir, dass dieser Atlas im 16. Jahrhundert während den Religionskriegen entstand. Gerhard Mercator revolutionierte mit seinem neuen Projektionsverfahren die Kartographie und veränderte die Weltsicht und somit das Weltbild. Er entwarf das Mercatorverfahren mit dem sich ein Globus auf eine Ebene projezieren lässt, welches den Seeleuten endlich ein genaues Navigieren ermöglichte.
Mercator mit Atlas,  Kupferstich Frans Hogenberg (Quelle: Wikipedia)
Seine Karte Englands war wichtig für den Krieg und liess sich teuer verkaufen. Sie dokumentierte Englands schwach befestigten Küsten und war somit interessant für potentielle Invasoren. Frankreich könnte die Karte sogar in Auftrag gegeben haben. Heinrich VIII. liess sich soeben scheiden und heiratete eine protestantische Frau, nebenbei ernannte er sich zum Oberhaupt der englischen Kirchen. Nichtsedestotrotz widmete er sich seinen Kriegsgeschäften und eroberte Gebiete in Frankreich, welche er sofort zwecks Kriegsführung kartografieren liess: die Karten dienten der Verwaltung und der Verteidigungsplanung. Das wiederum war für Spione spannend. Heinrich VIII. lockte französische Kartographen nach London, um ihnen Geheimnisse zu entlocken, wobei immer unklar blieb, in wie weit es sich gleichzeitig um Gegenspionage handelte. 
Wir lernen John Elder kennen, der vermutlich Schottland an Heinrich VIII. in einem Brief verriet, dem er eine genaue Landkarte anhängte, worauf Heinrich VIII. Schottland sofort vorsorglich eroberte. Es folgt die Maria Stuart-Geschichte.  Die Franzosen helfen den Schotten und befreien sie von England.
1544 wird Mercator wegen Ketzerei eingekerkert und überlebt als einziger von 44 Gefangenen. Nach
seiner Freilassung schafft er mit Kupferplatten erstmals Karten, die in hoher Auflage erscheinen. Die Englandkarte hätten jedem Gegner den Schlüssel zur Invasion geliefert. Kaum stirbt Heinrich VIII. werden seine Kriegskarten ausgeraubt - Stuart will England erobern und darum die Karten von John Elder, welche wiederum Mercator drucken sollte, ansonsten seine Ketzereigeschichte nochmals aufgerollt werden könne. Mercator ist im Zwist und druckt eine Karte, die Schottland gleich gross wie England darstellt.
Die Karte dient nun als politische Propaganda, die ermuntert, England von Schottland aus anzugreifen, was dann allerdings nicht passiert. Am Ende rollt der Kopf von Maria Stuart 1857.

Karten waren und sind noch immer Propaganda, sie zeigen genau den Ausschnitt, den sie wollen!

Video Englisch

Donnerstag, 3. September 2015

Vermessungsgeschichte 7: Aufbruch in die Neuzeit

Wie die Veränderungen in Karten aufzeigen, wie sich die Darstellung der Welt von der Bibelauslegung entfernte und endlich (wieder) der Orientierung diente (Video).
Interessante Details werden aufgeklärt, wie dass die Biber sich auf der Flucht eben nicht auf den Rücken warfen und sich die eigenen Hoden abbissen.
Die Renaissance brachte den Menschen den Hintergrund in die Malerei und eine realistische Darstellung, in der Könige nicht mehr übergross dargestellt wurden. Mit der Reformation, dem Buchdruck und der Entdeckung Amerikas wurde das Mittelalter beendet, letztere war eigentlich ein kartografischer Fehlimpuls, Kolumbus wollte ja nach Indien. Es dauerte dann übrigens noch 15 Jahre, bis Amerika in Karten auftauchte.
Karte von Hartmann Schedels Weltchronik 1493, Amerika fehlt noch (Quelle: Video Weltbild und Kartograpgie)
Schedel meinte damals vorsichtigerweise 'die Welt ist rund, gescheibelt oder eine Kugel'.
Gleichzeitig entstand der Erdapfel von Martin Behaim, der weltweit älteste erhaltene Globus, der in Nürnberg weilt und uns noch eine Welt ohne Amerika zeigt.
Erdapfel (Quelle: Wikipedia)
Erst 1507 taucht die Karte von Martin Waldseemüller auf, die erstmals den neuen Kontinent, (logischerweise noch inkomplett) zeigt und als Amerika benennt.
Waldseemüller Karte (Quelle: Wikipedia)
Warum eigentlich dieser Amerigo Vespucci, fragt sich  Simon Garfield in seinem Buch 'Karten!', dies schien dieser mehr seinem Erzähltalent als seinen Seefahrten zu verdanken.
Es gibt aber auch den Kartografieexperten Seymour Schwartz, der in The Missmapping of America behauptet, dass die Reiseberichte Vespuccis schwindelanfällig seien. Die Benennung hätte sich eindeutig an Kolumbus orientieren müssen, aber die Waldseemüllerkarte hatte diesen Fehler zur Tatsache werden lassen.

Dienstag, 1. September 2015

Vorschau: Kanal K: Nosenoise-Special: Vermessungsjahr auf Noseland

Am Mittwoch, 09. September von 21 - 22 Uhr auf Kanal K.
Streambar oder Äther 94,9 / 103,4 / 92.2 MHZ
Alles über die Vermessungsausstellung, Rückschau, Vorschau, Einblicke... mit FWD>>, Kurt F. Hunkeler, Sonja Steger, Sibylle Ettengruber, Martin Gut und Musik von Abaton