Dienstag, 8. September 2015

Oliver Krähenbühl 1

Oliver Krähenbühl hat uns aus London seine Projektskizze geschickt:
 
Noseland Vermessungs Jahr 2015
Ich will von der Vernissage am 6. Dezember 14 Uhr, über einen Geo-Satelliten, ein Live-Bild von Noseland machen (lassen).
So fantastisch dieses Vorhaben klingt, der technische Teil ist der einfachste. Es gibt Dienstleister die genau dies anbieten. Nebst Wetter Glück, es darf zu der Zeit keine oder wenigsten kaum Wolken haben, ist es vor allem ein finanzielles Problem. Ich will versuchen eine dieser Firmen für mein Projekt zu gewinnen.
Ab da wird es Künstlerisch interessant. Diese Dienstleister arbeiten, auch wenn sie private Firmen sind, in diesem Bereich vor allem für Regierungen und internationale Konzerne. Unsere Umgebung wir Vermessen, ausgewertet beurteilt und oft einfach überwacht. Mit den nötigen finanziellen Mittel ist es jeder Interessensgruppe möglich ein auf 50cm genau aufgelöstes Bild eines bestimmten Ortes zu bekommen. Wenn gewünscht Fotografisch, Topographisch, mit Infrarot oder nach Bodenschätzen aufbereitet.
Die mobilen Map’s wie Google Earth und Tom-Tom Geräten haben unseren Umgang mit Karten in kürzester Zeit total verändert. Keine Massstabsumrechnung und keine “alte“ Karten mehr, kaum einer mehr der nach dem Weg frägt. Orientierung ist nun jederzeit, aktuell verfügbar und wo man sich genau befindet, wird mit einem blauen Punkt bezeichnet. Ob im Hinterland von Thailand oder in einer Schweizer.
Unsere Vorstellung der Welt, unsere Wahrnehmung und damit auch unsere Selbstwahrnehmung wird immer mehr von elektronischen Bildern beeinflusst. Zum Teil sogar bestimmt. Von Bildern auf die wir keinen Einfluss haben, die wir auch nicht auf ihre Echtheit und ihren Wahrheitsgehalt überprüfen können. Das Bild von der Erde, die uns Programme wie Google Earth anbieten, sind durch x Logorhythmen (Berechnungsprogramme) gelaufen, bis sie so aussehen dass wir ihnen die „Wirklichkeit“ glauben.
Damit Karten Ausschnitte ein- und ausgezoomt werden können müssen sie, je nach Ausschnittgrösse, mit einem anderen Objektiv aufgenommen werden. Deshalb kommen die Daten bereits von verschiedenen Geo-Satelliten. Ältere Satelliten liefern grosse Übersichten neuer hochaufgelöste Detailaufnahmen. Die Welt-Sicht wird aus einer unglaublichen grossen Datenbank von Bildern zusammen gepuzzelt. Rechteck für Rechteck. Die einen Aufnahmen wurden im Winter die anderen im Sommer aufgenommen. Einmal war das Feld frisch gepflügt ein anderes Mal blühte der Raps gelb.
Hochkomplexe Computerprogramme analysieren das Bildmaterial, setzen die Teile zusammen, berücksichtigen, dass eine Schnee bedeckte Landschaft nicht neben das grün des Sommers kommt. Eliminiert Wolken, plausibilisiert die Farben, schärft nach, erhöht den Kontrast und passt Struktur und Farbe an. In den Grossstädten wir darauf geachtet, dass der Schatten der Gebäude immer links oben steh, da erwarten wir ihn, und nie ein Nachbargebäude verdeckt.
Dem Endprodukt, dass kaum noch was mit dem ursprünglichen Bildmaterial zu tun hat, glauben wir.
Karten waren schon immer Abbildung von Vorstellungen. Am deutlichsten an den Rändern, da wo die Welt aufhört, die Scheibe zu Ende ist, die Monster sind, die Unterwelt beginnt. Karten sind auch Ausdruck von Macht, der Ausdehnung des Einflussbereichs, in der Mitte der Karte, das Zentrum (Europa) der selbst Wahrnehmung.
Die Pfalz von oben, gut zu erkennen Hüttenkunst: der schwarze Fleck untere rechte Hausecke nach unten, ein Beispiel, wie temporäre Bauwerke durch Satelliten erfasst werden (eventuell an der oberen linken Hausecke am Strassenrand immer noch die alte Badewanne, die vor ca. 2 Jahren dort stand, doch nun schon lange weg ist...) (Quelle: googlemaps)


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