Freitag, 28. August 2015

Vermessungsgeschichte 5: Vorwärts ins Mittelalter: Die Mappa Mundi

Die Mappa Mundi aus Hereford soll um 1290 auf ein 163 mal 157 Zentimeter grosses Leder gezeichnet worden sein.
Die griechischen Koordinatensysteme schienen vergessen, die mittelalterlichen Karten dienten eher der sittlichen Belehrung, Bibelszenen bereicherten die Geografie, welche übrigens in dieser Zeit oft Jerusalem ins Zentrum der Welt rückte und im Gegensatz zu heute, Osten oben zeigte-statt wie heute rechts, Norden liegt links.
Die Mappa hatte den Anspruch, metaphysisches Geschehen zu zeigen, wie ein christlich tadelloses Leben zu gestalten sei. Sie dient als Strassenkarte (Itinerar) wie als Gleichnis, Bestiarium und Wissenssammlung.
Die Mappa enthält stupide Schreibfehler, Europa und Afrika sind vertauscht angeschrieben, die Ozeane fehlen, viele Orte sind am falschen Ort, in den apokalyptischen Bildern strotzt es vor Anomalien wie zum Beispiel dem Skiapoden, der seinen Riesenfuss als Sonnenschirm benutzt.
Skiapode (aus Simon Garfield: Karten)
1988 wäre die Karte übrigens fast verkauft worden, um die Renovation der Kathedrale von Hereford zu finanzieren. Erst ein öffentlicher Aufschrei ermöglichte, die wichtigste mittelalterliche Karte an ihrem Entstehungsort zu belassen. Gegen Eintritt kann sie besichtigt werden.

Wer übrigens alles genau wissen will, kann sich Simon Garfields Buch Karten! Ein Buch über Entdecker, geniale Kartografen und Berge, die es nie gab bestellen. Wir haben das getan, lesen jetzt mit Vergnügen darin, und werden uns weiterhin in Posts mitunter darauf beziehen.
Videos:
The Hereford World Map - Mappa Mundi
The Hereford Mappa Mundi - ca. 1300

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