Dienstag, 15. September 2015

Vermessungsgeschichte 10: Kreative Kartographen 1 - die Kong-Berge

Die sagenhaften Kong-Berge sind ein weiteres Kapitel in Simon Garfields Karten!

Der Major und Pionier der Ozeanographie James Renell erfand 1798 im Zuge seiner Auswertung der Reiseberichte Mungo Parks die Kong-Berge, somit ein Riesengebirge, das sich tausende von Kilometer quer durch Westafrika erstreckte- wenigstens auf seiner Karte!
Die Quelle, der schottische Afrikareisende Park, hatte selber nur beschrieben, dass er einige Gipfel gesehen habe.
Es war die Leistung Rennells, diese einzelnen Gipfel zu einem Riesengebirge auszudehnen. Der Grund für seine plumpe Lüge war, dass die Kong-Berge seine Theorie über den Verlauf des Nigers stützte.
Immerhin hatte er soviel Einfluss auf die Kartographie, dass die Kong-Berge bis ins 20. Jahrhundert weiter gezeichnet wurden, zuletzt 1905 in Tramplers Mitelschulatlas in Wien!
Allerdings war der französische Afrikaforscher Louis-Gustave Binger schon 1887/88 in die Gegend gereist und hatte festgestellt, dass dieses unüberwindbare, gemäss Meyers Konversationlexikon anno 1880 „unerforschtes Gebirge, welches nördlich von der Küste von Oberguinea auf einer Strecke von 800 bis 1000 km zwischen dem 7. u. 9. Breitengrad bis zum 1.° westl. L. v. Gr. sich hinzieht“, gar nicht existierte!
Die Kong-Berge auf einer Karte von John Cary, 1805 (Quelle: Wikipedia)
Rennell hätte sich besser nur als Ozeanographe betätigt, wo er tatsächlich Pionierleistungen erbrachte, seine Karte der Meeresströmungen gehört zu den ersten wissenschaftlichen Arbeiten, deren Erkenntnisse so gut waren, dass sie erst 1963 wesentlich ergänzt werden konnten.
Qualitativ hochstehende Meeresströmungenkarte von Rennell (Quelle: Wikipedia)



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